Informations-Fahrt zum Generationenweg
Foto oben: Cornelia Suhan, Dortmund
-mz- Am 3. Dezember 2022 fuhren – mit freundlicher Unterstützung durch Friederike Vogt (Gleichstellungsstelle der Stadt Bielefeld) – einige Männer unserer Gruppe Schwule 50 plus Bielefeld, Vertreter der Gruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) sowie weitere Frauen und Männer zum Wohnprojekt nach Dortmund an den Generationenweg. Wir wollten von Bewohner*innen erfahren, ob dieses gemeinschaftliches Wohnen in Dortmund-Brünninghausen ein Beispiel für ein ähnliches Projekt in Bielefeld sein kann.
„Wir wohnen anders“ – treffender könnte das nachbarschaftliche Wohnprojekt im Dortmunder Süden nicht überschrieben sein. Davon berichteten uns Elke und Richard, die beide im 25 Parteien zählenden Gebäude wohnen. Wir saßen zunächst im innenarchitektonisch reizvoll gestalteten Gemeinschaftsraum und hörten den beiden interessiert zu.
Baubeginn war im Mai 2009. Das Projekt hatte einen Vorlauf von mindestens 5 Jahren. Ursprünglich gab es eine lesbisch-schwul Initiative, die zwar ein „alternatives Wohnprojekt“ anstrebte, aber kein rein schwules und lesbisches Haus verwirklichen wollte. Es sollte offen für Singles, Paare und Familien sein. Richard fasste es so zusammen: Wir leben in einer diskriminierungsfreien Haus-Gemeinschaft. Wie viel ihm das bedeutet, konnten wir Richard ansehen. Letztendlich waren dennoch etliche Interessierte aus der Community, aus unterschiedlichen Gründen, vor Fertigstellung des Projektes abgesprungen.
Wir berichteten von der Möglichkeit, eventuell in den leerstehenden Catterick- und Rochdale-Kasernen ein ähnliches Projekt in Bielefeld verwirklichen zu können. Richard wandte ein, dass sich in Bestandsgebäuden die Barrierefreiheit nur schwer realisieren ließe.
Die Frage, ob es seitens der Nachbarn Unterstützung in der Pflege bedürftiger Bewohner*innen gebe, wurde wehement verneint. Das müsse anders organisiert werden.
Es habe sich eine freundschaftliche Nachbarschaft entwickelt, die unsere Gastgebenden zuvor nirgendwo erlebt hätten. Lediglich drei Parteien lebten eher zurück gezogen und seien an gemeinschaftlichem Leben nicht interessiert.
Richard verabschiedete sich. Mit Elke ging es nach draußen, um die besondere Architektur der Wohnanlage näher kennenzulernen. Das Mehrparteien-Haus ist u-förmig um einen liebevoll begrünten Innenhof angelegt. Die Wohnungen im Erdgeschoss verfügen über einen Garten und eine Terrasse, die erste Etage Balkone und Wintergärten. Im Obergeschoss liegen Maisonette-Wohnungen.
Es gibt von der Ein-Raum-Wohnung bis zur 97qm großen Familienwohnung, die heute größer geplant würde, ein vielfältiges Angebot. Neben dem Gruppenraum stehen ein Wäscheraum der Gemeinschaft zur Verfügung. An der Straße liegen 3 Doppelhäuser, die ebenfalls zum Projekt gehören.
Der Mietzins liegt mit 7,50 Euro pro Quadratmeter unter dem Wert vergleichbaren Wohnraums in Dortmund. Sozial geförderte Wohnungen konnten hier nicht realisiert werden.
Weiter führende Links:
http://www.wir-wohnen-anders.de/cms/index.php



Danke Matthias, das sind doch recht aufschlußreiche Infos vom Generationenweg in Dortmund. Ich war ja nicht dabei und so kann ich nur vermuten wer da jetzt wirklich so wohnt. Sicher ist: wohl keine Empfänger von künftigem "Bürgergeld"!
Eine übertriebene Kollektivmentalität muß wohl auch nicht ausgebildet sein – immerhin ziehen sich drei Parteien trotz reizvollem Gruppenraum zurück.
Schön, daß sich Richard und Elke dort diskriminierungsfrei wohlfühlen!
Nun gibt es ja zwischen dem "Mullholland Drive" in Kalifornien und einer Müllkippe in Kalkutta unzählige Wohnformen und da macht es Sinn, sich mal gründlich umzuschauen. Hoffe, Ihr hattet auch noch Spaß auf dem Weihnachtsmarkt!